Hast du dich schon mal gefragt, ob du vielleicht selbst in einer toxischen Beziehung bist?
Ich habe früher immer gedacht, dass mir sowas nie passieren könnte.
Dass ich sofort merken würde, wenn mein Partner sich toxisch verhält. Dass ich zu reflektiert bin. Zu selbstbewusst. Zu klar in meinen Werten. Ich konnte einfach nicht nachvollziehen, wie Menschen in toxischen Beziehungen landen – geschweige denn dort bleiben.
Doch die Wahrheit ist, dass das viel schneller passiert als man gucken kann. Plötzlich stehst du da. Hast dir eine Beziehung aufgebaut, die auf einmal eine Kehrtwende macht. Und du bist mittendrin. Ohne es zu merken.
In diesem Blogartikel zeige ich dir, woran du eine toxische Beziehung erkennst und was du tun kannst, um dich daraus zu befreien.
Toxisch oder nicht? Wo ist die Grenze?
Kurz vorweg: Ich persönlich mag das Wort „toxisch“ nicht wirklich, da es heutzutage leider sehr inflationär verwendet wird und Beziehungen somit viel zu schnell als toxisch bezeichnet werden. In meinen Augen muss man hier sehr stark aufpassen, wann man eine Beziehung als solches bezeichnet, wann es wirklich der Fall ist oder eben auch nicht. Denn sonst werden Menschen, die wirklich in einer toxischen Beziehung stecken und ernsthafte Probleme haben, irgendwann nicht mehr ernst genommen.
Wo ist denn die Grenze? Wo hört eine „unschöne“ Beziehung auf und wo fängt eine „toxische“ Beziehung an?
Das ist ein sehr schmaler Grat. Denn wir kennen es denke ich alle, dass der Partner oder die Partnerin mal stärker eifersüchtig ist, einen mehr kritisiert als sonst, die Kontrolle übernimmt, etwas aus dem Impuls heraus sagt – ohne nachzudenken – und es nicht immer super geil findet, wenn wir z. B. etwas allein mit Freund*innen machen oder ein bestimmtes Hobby haben.
Das können alles Situationen sein, die absolut nicht schön sind und einen verletzen, enttäuschen, wütend machen und vielleicht auch insofern überfordern, als dass man dann gern mal behaupten könnte, der Partner oder die Partnerin sei „toxisch“. Völlig verständlich bei dem, was uns heutzutage in den sozialen Medien und durch die Gesellschaft suggeriert wird.
Wann spricht man denn dann von einer toxischen Beziehung?
5 Anzeichen dafür, dass du in einer toxischen Beziehung bist
Vielleicht erkennst du dich in einem dieser Punkte wieder – sei es in einer Liebesbeziehung, Freundschaft, Affäre oder familiären Beziehung. Toxisches Verhalten kann in jeder zwischenmenschlichen Verbindung vorkommen. In diesem Blogbeitrag fokussiere ich mich allerdings vorrangig auf eine feste Beziehung, weil ich bereits einige Coaching-Kund*innen hatte, die genau davon betroffen sind oder waren.
- Love-Bombing 💘: Gerade am Anfang der Beziehung wird man nur so von Liebe, Emotionen, Romantik, Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Zuneigung, Respekt, Komplimenten und und und überschüttet. Man wird auf Händen getragen. Doch wenn plötzlich genau das Gegenteil der Fall ist – absoluter Liebes-Entzug, Ignoranz, Ghosting, Respektlosigkeit… – dann kann das ein erstes Anzeichen sein. Kritisch wird es meist dann, wenn eine Art „Tauziehen“ beginnt. Übertriebene Liebe – Absoluter Liebesentzug – Übertriebene Liebe – Absoluter Liebesentzug – …
- Emotionale Erpressung 💔: Dein*e Partner*in nutzt deine Gefühle, deine Fürsorge, dein gutes Herz und dein schlechtes Gewissen aus, um seine*ihre Ziele durchzusetzen. Wenn du Sätze hörst wie: „Wenn du das tust, dann verlass ich dich.“ oder „Wenn du mich verlässt, dann tue ich mir etwas an.“ oder „Wenn du da jetzt hingehst, dann wirst du mich nie wieder sehen.“ – dann nimm die Alarmsignale bitte ernst.
- Isolation 🙅🏼: Dein*e Partner*in versucht nach und nach, dich von Freund*innen, der Familie oder anderen wichtigen Personen in deinem Leben zu isolieren, um dich stärker an sich zu binden. Anfangs fühlt es sich vielleicht so an, als bräuchtest du niemand anderen außer deine*n Partner*in und du findest es sogar süß/aufmerksam/liebevoll, wenn er*sie dich 24/7 bei sich haben möchte. Die Isolation findet meist schleichend statt. Es fängt mit kleinen Aussagen an, wie „Kannst du nicht lieber hier bleiben?“ oder „Ich find’s schade, dass du mich allein lässt.“ und wird dann schlagartig krasser, sodass dir u. U. irgendwann verboten wird, rauszugehen oder Kontakt zu bestimmten Personen zu haben.
- Rechtfertigung und Verleugnung 👌🏻: Du verteidigst die Beziehung und deine*n Partner*in immer häufiger vor anderen Menschen, vor deinen Freunden, deiner Familie – auch wenn du dich unwohl fühlst. Du redest die Dinge schön, spielst sie runter, machst deine eigenen Sorgen ganz klein, erzählst nur noch von den schönen Momenten und blendest die kritischen Situationen komplett aus.
- Emotionale Abhängigkeit & geringes Selbstwertgefühl ☹️: Im Laufe der Zeit wirst du durch das toxische Verhalten deines Partners oder deiner Partnerin emotional immer anhängiger. Wenn du Dinge denkst wie: „Ohne ihn*sie bin ich nichts.“ oder „Ich muss echt aufpassen… das darf ich nicht machen… wenn ich das jetzt tue, dann verlässt er*sie mich.“ und du immer mehr das Gefühl hast, ohne ihn*sie nichts mehr wert zu sein, dann ist das ein ernstzunehmendes Alarmsignal.
Toxisches Verhalten ist sehr komplex, zeigt sich in unterschiedlichen Härtegraden und ist oft nicht sofort zu erkennen. Es geht mit massiver Manipulation einher – über Wochen/ Monate/ Jahre hinweg. Du zweifelst immer mehr an dir selbst, hast das Gefühl auf „rohen Eiern“ zu laufen und bist irgendwann permanent in Alarmbereitschaft. Du hast Angst etwas „Falsches“ zu sagen, bist emotional unsicher, überfordert und fühlst dich klein.
„Eine gesunde Beziehung schenkt dir Kraft – eine toxische Beziehung raubt sie dir.“
Was du jetzt tun kannst
Wenn du dich in diesen Zeilen wiedererkennst, möchte ich dir vor allem eines sagen:
Du bist auf keinen Fall schuld. Es liegt nicht an dir. Und du bist nicht allein.
1. Trennung ist kein Scheitern
Wenn dich eine Beziehung krank macht, ist Trennung ein Akt der Selbstliebe. Kein Drama. Kein Scheitern. Sondern ein mutiger Schritt raus aus der Ohnmacht, hinein in ein Leben, das wieder dir gehört. Ja, es wird wehtun. Aber es wird dich heilen.
Du musst nicht „noch eine Chance geben“. Oder warten, bis er*sie sich ändert. Wenn jemand deine Grenzen wiederholt überschreitet, dich emotional verletzt und dich massiv manipuliert – dann ist gehen die einzig gesunde Option.
2. Auch bei Familie & Freunden: Toxisches Verhalten bleibt toxisch
Nur weil jemand „schon immer in deinem Leben war“, bedeutet das nicht, dass er oder sie bleiben muss. Toxische Menschen können auch Eltern, Geschwister, Verwandte, vermeintlich beste Freund:innen oder Bekannte sein.
Du darfst deine Grenzen setzen. Du darfst laut aussprechen, was dich verletzt. Und du darfst den Kontakt abbrechen.
3. Hol dir Hilfe – du musst da nicht allein durch
Sprich mit Menschen, denen du vertraust. Such dir Unterstützung in deinem Umfeld, bei Freunden oder deiner Familie und vor allem such dir professionelle Unterstützung in Form von Therapie oder Coaching (das kommt auf deine Situation an). Du musst diesen Weg nicht allein gehen!
Ich selbst habe mir damals professionelle Hilfe geholt und habe gelernt, meine Muster zu erkennen, zu heilen und loszulassen.
Wenn du merkst, dass du in einer toxischen Beziehung bist, erinnere dich:
✨ Du musst niemandem beweisen, dass du liebenswert bist.
✨ Du darfst Menschen loslassen, auch wenn du sie liebst.
✨ Du bist nicht zu empfindlich – du hast ein gesundes Empfinden. Vertraue darauf.
✨ Du darfst gehen – Immer. Zu jeder Zeit.
✨ Du bist nicht allein.
✨ Du bist stark.
✨ Und du verdienst eine gesunde, erfüllende Beziehung, die dich bereichert und dir Kraft schenkt.
Wenn du dir eine persönliche Begleitung auf deinem Weg wünschst, bin ich gern für dich da. In meinen Coachings unterstütze ich dich dabei, diese Muster zu erkennen, deine innere Stärke wiederzufinden und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
From Soul to Soul,
Deine Sophia
Disclaimer:
Dieser Blogbeitrag ersetzt keine psychologische oder therapeutische Behandlung. Wenn du akut gefährdet bist oder unter starkem emotionalem Leidensdruck stehst, wende dich bitte an eine*n Therapeut*in, eine Beratungsstelle oder im Notfall an den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116 117 bzw. den Notruf 112.
(Weitere Infos dazu findest du auf meiner Webseite)
Ich teile hier lediglich meine persönlichen Erfahrungen und Impulse aus meinen Coachings. Meine Inhalte sollen zur Reflexion und Selbsthilfe anregen – sie sind keine Heilsversprechen und ersetzen keine professionelle Diagnose oder Therapie.